Sonntag, 15. Februar 2009

Stell dir Folgendes vor:

Ein Mann läuft mitten auf einer belebten Staße Amok. Menschen stürzen, schreien, bleiben sterbend in ihrem eigenen Blut liegen. Ein Polizist rennt zu dem Ort des Geschehens und wird sofort im Kugeljagel niedergestreckt. Zufällig bleibt er genau in dem Hauseingang liegen, in dem du dich verkrocken hast. Seine Waffe rutscht aus seiner Hand und bleibt nur Zentimeter entfernt von dir liegen. Der Amokläufer brüllt und feuert weiter wahllos in die Menge. Dann muss er nachladen. Er kehrt dir den Rücken zu; du hättest freie Schussbahn. Selbst du könntest ihn aus dieser Entfernung nicht verfehlen. Und du weißt ganz genau: Wenn du diesen Irren nicht aufhälst, werden noch mehr Menschen sterben.

Aber was wäre wenn du nicht triffst?? Dann wärst du mit Sicherheit tot. Und es gäbe noch einen anderen Ausweg. Hau einfach ab. Selbst wenn noch mehr Menschen sterben, zumindest bist du nicht dabei. Also? Was machst du? Entscheide dich, die Zeit drängt. Er hat ein neues Magazin nachgeladen - er dreht sich um- jetzt hat er dich gesehen...

Zu spät.

Oder so:

Du gehst morgens zu deinem Wagen und bemerkst, dass die Motorhaube warm ist. Du siehst nach und stellst fest, dass 500 Km auf dem Tacho sind und solange du nicht im Schlaf Auto fährst, bist du ziemlich sicher, dass du das nicht gewsen bist. Als du abends wieder nach Hause kommst, brennen alle Lichter in deiner Wohnung. In der Küche liegen noch Reste eines Schinkensandwidchs. Die Bettlaken sind durchwühlt und in der ganzen Wohnung riecht es nach Aftershave. Du lebst allein, du bist Vegetarier und niemand sonst hat einen Schlüssel. Was tust du? Rufst du die Polizei??

"Oh, ein Schinkensandwich....Sie haben recht, junge Frau. Das Klingt ernst. Wir schicken nächsten Donnerstag ein Sonderkommando vorbei."

Nachts wachst du mit einem unangenehmen Gefühl auf. Du bemerkst, dass da jemand in deinem Bett liegt. Ein Mann. Er stinkt ganz abscheulich nach Schweis und billigem Fusel und trägt dieses schicke rosa Nachthemd, das du bei eBay bestellt hast. Als du versuchst, dich von ihm loszuwinden, setzt er sich auf und fragt ganz fürsorglich: "Hattest du wieder einen Alptraum, Schatz?"

Der Mann behauptet, er wäre dein Ehemann Ernie. Aber du hast ihn noch nie zuvor gesehen. Oder doch? Ist Ernie real? Oder hast du dir nur eingebildet, er würde nicht existieren?

So oder so: Du hast ein Problem.

Oder ganz anders:

Du bist ein Ex-Marine und hast einen netten, kleinen Gebrauchtwagenhandel in Phoenix. Eines Morgens klingelt das Telefon und eine Männerstimme sagt:
"Wir werden dich umlegen...."

"Hä?"

"Man sagt, du wärst nicht leicht zu töten. Wir wollen wissen ob das stimmt."

"Wer ist da?"

"Lauf lieber weg. Das ist deine einzige Chance..."

Weil du ein liebenswerter Kerl bist, der obendrein keine Feinde hat, hälst du die Sache für einen kranken Witz. Selpst als später vorm Supermarkt der Kerl neben dir aus einem fahrenden Auto heraus in den Kopf geschossen wird- mit einem einigen sauberen Schuss- denkst du dir noch nichts dabei. Aber in der gleichen Nacht kriegst du einen weiteren Anruf...

"Das sollte dir nur zeige, dass wir es ernst meinen."

"Wer ist denn da?", bringst du stammelnd hervor.

"Das nächste Mal, trifft es dich. Willst du sterben?"

"Was wollen Sie von mir?"

"Du hast die Wahl. Hier bleiben oder weglaufen. Obwohl es mehr Spaß macht, wenn du wegläufst...."

Was wenn du nicht weggläufst? Wenn du zu Polizei gehst - und sich der Beamt, mit dem du redest, ganz genauso anhört wie die Stimme am Telefon? Was, wenn sie als nächstes dein Haus niederbrennen?


Ganz gewöhnliche Leute ind außergewöhnlichen Situationen. Keine Arnier oder Rambos - ganz normale Menschen wie du und ich...Das macht die Faszination aus. Versetz dich in ihre Lage. Frag dich, wie du reagieren würdest - und freu dich, dass es nicht dich erwischt hat. Aber mach dir nichts vor: Es könnte auch dich treffen. Jederzeit.
Wie aus dem Nichts.